ENCYCLOPEDIA OF CONIFERS

A Comprehensive Guide to Cultivars and Species

Reviews&Publications

ENCYCLOPEDIA OF CONIFERS

Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft vol. 98 (DE)

12-09-2013

Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft vol. 98, pp. 279-280, 2013:

Royal Horticultural Society. Encyclopedia of Conifers. A Comprehensive Guide to Cultivars and Species. Von ARIS G. AUDERS und DEREK P. SPICER. Kingsblue Publishing Limited in association with the Royal Horticultural Society, Nicosia 2012. 2 Bände. 1506 Seiten mit etwa 5.000 Farbfotos. Hardcover, 33,5 x 27 cm. ISBN 9781907057151. Preis 189 € (ohne Versandkosten).

Das dritte, seit 2010 erschienene zweibändige Koniferenwerk hebt sich klar von den beiden anderen Büchern (s. vorhergehende Rezension) dadurch ab, dass es sich nicht nur den natürlich vorkommenden Sippen (Arten, Unterarten und Varietäten) widmet, sondern die Autoren auch die in Kultur genommenen, in Kultur entstandenen oder durch Kultivierung erhaltenen Hybriden und Cultivare bzw. Sorten der Nadelgehölze behandeln. Es ist das erste Werk überhaupt, in dem der Versuch unternommen wird, nicht nur die bisher bekannten Sorten der Nadelgehölze aufzulisten und zu beschreiben, sondern die überwiegende Zahl durch Farbfotos abzubilden.
Der lettische Koniferensammler, Fotograf, Schriftsteller und Gartengestalter A.G. AUDRIS und der englische Botaniker, Baumschuler, Mitbegründer und heutiger Vorsitzender der britischen Koniferen-Gesellschaft D.P. SPICER legen ein einmaliges Nachschlagewerk für Koniferensorten der Welt vor, das zugleich durch brillante Farbfotos ein Prachtwerk geworden ist, in dem es zu blättern große Freude bereitet.

Es werden 615 Arten behandelt und 8.185 Sorten beschrieben, von denen 4795 abgebildet sind (deren Sortennamen erscheinen in roter Schrift). Farbfotos bester Qualität geben das Erscheinungsbild wieder, in vielen Fällen auch noch Details. Die Autoren, die sich ursprünglich auf die Arten und Sorten, die gegenwärtig verfügbar, ausreichende „hart“ und deshalb für gemäßigte Regionen geeignet sind, beschränken wollten, haben dieses Auswahlprinzip aufgegeben, da es schwierig ist Grenzen zu ziehen (Welche Arten und Sorten sind „hart“, welche gemäßigt, subtropisch oder tropisch verbreitet?). Die Autoren haben alle Arten (Taxonomie und Nomenklatur in Anlehnung an FARJON’s Handbook of the World’s Conifers, 2010) und ihnen bekannt gewordenen Sorten der Welt, sofern sie eine Beschreibung dafür auffinden konnten, einbezogen. Die Beschreibungen der Sorten sind recht kurz gehalten, nach Angabe der Autoren entweder kurz, um Platz zu sparen oder sehr kurz, da es nicht mehr Informationen gibt. Es werden auch Entstehungsort und -zeit bzw. die Person oder Einrichtung, durch die eine Einführung in Kultur oder die Selektion erfolgte, genannt.

Ein Problem stellte offensichtlich die Überprüfung dar, welche Sortennamen gültig sind. Wie der Rezensent in seinem Beitrag über die Blaue Sibirische Fichte in vorliegendem Jahrbuch der DDG am Beispiel der von den Autoren in ihr Werk aufgenommenen Sorten von Picea obovata zeigte, sind diese Sorten überwiegend nicht gültig benannt, wobei sich die Autoren dessen bewusst sind und auf die Notwendigkeit der Überprüfung hinweisen.

Bereits im Vorwort des Buches geben AUDRIS und SPICER zu bedenken, dass dieses Aufspüren gültiger Beschreibungen und korrekter Benennungen sie weitere zwei Jahre in Anspruch genommen hätte oder das Buch nie hätte erscheinen können. Dies wäre höchst bedauerlich, denn die Enzyklopädie der Koniferen schließt eine Lücke. Freilich gibt es Bücher, die Sorten auflisten oder auch beschreiben, dann gibt es „Bilderbücher“, in denen Sorten abgebildet, jedoch kaum beschrieben sind, hier aber wird der Versuch unternommen, beides zu vereinen, denn mehr als die Hälfte der behandelten Sorten ist durch ein Farbfoto wiederzugeben. Ein gutes Bild kann bei solchen Sorten, die sich in Wuchs- oder Verzweigungsform, Nadelstellung oder -farbe unterscheiden, oft aussagefähiger als eine zu knappe Beschreibung sein. Wer weitere Informationen über das Buch erlangen will, dem sei die Webseite www.coniferworld.com empfohlen, wo auch Probetexte und eine „Fotogalerie“ eingestellt sind.

Die „Encyclopedia of Conifers” ist einzigartig in Inhalt und Form, ein monumentales Standardwerk für Koniferensorten mit einmaliger Ausstattung. Das Buch ist unverzichtbar für alle, die sich für Sorten von Nadelgehölzen interessieren oder sich mit diesen Sorten in Theorie oder Praxis beschäftigen, aber es wird auch jeden Dendrologen, nicht nur den Koniferenkenner oder -liebhaber, in seinen Bann ziehen. Der Preis ist hoch, aber für das Gebotene wohl durchaus angemessen.


Prof Dr Peter A Schmidt
President of the German Dendrology Society (DDG)

www.ddg-web.de